Führe ein gesondertes betriebliches Konto

Trenne dein Unternehmen kontentechnisch vollkommen von deinem privaten Konto. Das ist wirklich ein Erfolgsbooster, weil es die Übersichtlichkeit dramatisch erhöht.

Das Unternehmenskonto

Auf deinem Unternehmenskonto gehen alle deine unternehmerischen Einnahmen ein und alle deine unternehmerischen Ausgaben ab. Somit hast du eigentlich schon über dein laufendes Konto einen guten Überblick, ob die Liquidität in Ordnung ist oder ob sie beginnt aus dem Ruder zu laufen. Von diesem Konto zahlst du dir ein monatliches Gehalt auf dein Privatkonto. Alle Privatausgaben werden nur vom Privatkonto geleistet. Dein Steuerberater wird dich lieben, wenn er sich bei deiner Buchhaltung nicht durch deine ganzen privaten Ausgaben kämpfen muss. Da Zeit immer Geld ist, wird ein Steuerberater auch weniger Honorar verlangen.

Was sind Geschäftsausgaben und was sind Privatausgaben?

Ich denke im Wesentlichen ist das klar, aber bei ein paar Ausgaben kommt man doch ins Grübeln, so zum Beispiel im Bereich Steuern. Ich betrachte die Einkommensteuer immer als eine Ausgabe, die ich von meinem Unternehmenskonto bezahle. Sie hängt schließlich wesentlich von den Einnahmen des Unternehmens ab. Die Umsatzsteuer ist sowieso eine betriebliche Ausgabe. Schließlich kann man noch über die Krankenversicherung und die gegebenenfalls zu zahlende Rentenversicherung nachdenken. Entweder ihr bezahlt diese direkt über das Unternehmenskonto, dann habt ihr sie auch für die Steuererklärung klarer im Blick. Alternativ könnt ihr auch euer „Gehalt“ so ausgestalten, dass es die Sozialversicherungsbeiträge umfasst. Dann werden diese Beiträge vom Privatkonto bezahlt. Ich bezahle meine Sozialversicherungsbeiträge vom Geschäftskonto.

Suche ein kostenfreies Konto

Das wird in diesen Zeiten natürlich immer schwieriger, dennoch gibt es sie noch, die kostenfreien Bankkonten für Unternehmer. Da ich Steuerberater bin, kann ich hier leider keine Werbung für einzelne Bankinstitute machen. Schaut aber mal unter den einschlägig bekannten Internetbanken, da werdet ihr sicher fündig.  

Richte dir für dein Geschäftskonto auch ein Unterkonto ein, um dort Rücklagen für Steuerzahlungen bilden zu können. Auch Unterkonten für mögliche größere Anschaffungen oder die Sicherheitsreserve sind strategisch wichtig und können direkt vom Geschäftskonto aus befüllt werden.

Budgetiere liquiditätsbasiert

Bei der Erstellung eines Budgets geht es darum zu sehen, wird das Geld am Ende des Monates reichen, um alle Ausgaben zu decken. Deshalb musst du dir diese Überlegungen auch auf Basis des Geldzu- und Geldabflusses überlegen.  

Etwas anderes ist die Berechnung des Gewinns für dein Unternehmen, beispielsweise für steuerliche Zwecke. Im Gewinn sind immer auch Aufwendungen enthalten, die nicht zu einem Geldabfluss führen. Dies ist vor allem bei Abschreibungen von Anlagevermögen wie Instrumenten, Autos oder anderen Gegenständen der Geschäftsausstattung der Fall. Dafür gibt es im Rahmen der Gewinnermittlung Ausgaben, die den Gewinn nicht sofort mindern. Das ist wiederum bei der Anschaffung von Gegenständen der Geschäftsausstattung der Fall, die nicht sofort den Gewinn mindern, sondern abgeschrieben werden.

Es gibt also große Unterschiede zwischen dem Gewinn eines Unternehmens und einem liquiditätsbasierten Budget. Wir kümmern uns hier um dein Budget auf Basis der Liquidität, denn das hilft dir deine Finanzen in den Griff zu bekommen.

Aufstellung aller Einnahmen und Ausgaben

Erstelle eine Liste aller Ausgaben, die du bezahlen musst und aller Einnahmen, die vermutlich in diesem Monat eingehen werden. Es geht hier also ganz genau um den Geldeingang sowie den Geldabgang. Die Ausgaben wirst du wahrscheinlich relativ sicher benennen können. Mit den Einnahmen ist das so ein Problem, je nachdem wie dein Geschäftsbereich aussieht. Als Musiker hast du oft längerfristige Verträge und Engagements. Dann weißt du schon frühzeitig, wann welche Einnahmen eingehen werden. Andere Soloselbständige werden wahrscheinlich nicht auf ein Jahr im Voraus sagen können, welche Einnahmen wann eingehen werden.

Erfasse hier zunächst die Einnahmen für das Budget, die du schon sicher erwarten kannst. In einem zweiten Schritt ermittelst du dann die benötigten Einnahmen für den Monat, um deine Ausgaben zu decken. Einbeziehen kannst du hier natürlich auch den Liquiditätsüberhang des Vormonates. In einer Seitenrechnung stellst du dann zusammen, wie du diese Einnahmen für den Monat generieren möchtest. Hier kommt dann das strategische Denken ins Spiel.  

Monatliches Budget

Verteile die Ausgaben und Einnahmen auf die einzelnen Monate, in denen sie bezahlt werden müssen oder in denen du den Eingang erwartest. So hast du einen besseren Überblick, ob das Geld an jedem Monatsende reicht, oder ob es zu Liquiditätsengpässen kommen wird. Du kannst eine solche Aufstellung natürlich auch täglich machen oder wöchentlich. Ich denke aber, dass es für Soloselbständige in der Regel reichen wird, ein monatliches Budget zu erstellen. Es geht ja auch darum, effektiv zu handeln und nicht unnötige Arbeit zu machen.

Erfasse die Bruttoeinnahmen und –ausgaben einschließlich Umsatzsteuer

In einem Budget erfasst du die Bruttoausgaben sowie die Bruttoeinnahmen. Denn der Bruttowert ist der Zahlungseingang beziehungsweise Zahlungsausgang. Und das ist, was dich interessiert, wenn es darum geht, deine Finanzen in den Griff zu bekommen. Die Umsatzsteuerzahllast stellt ebenfalls eine Ausgabe dar, die du in deinem monatlichen Budget erfassen musst. Die Umsatzsteuerzahllast kannst du leider nur durch einige Rechnerei ermitteln. Du musst aus den Einnahmen die Umsatzsteuer in einer Nebenrechnung herausrechnen und aus den Ausgaben die Vorsteuer. Letztlich geht es im Budget aber nicht um Pfennigbeträge. Deshalb kannst du gerade bei der Umsatzsteuer auch etwas runden/schätzen. Bitte beachte, dass die Umsatzsteuer eines Monats immer im nächsten Monat fällig wird. Eine Umsatzsteuererstattung stellt natürlich im Gegenzug eine Einnahme dar.   

Budgetieren für Soloselbständige

Ach die paar Zahlen habe ich doch im Kopf!

Gehörst auch du zu den vielen Soloselbständigen, die nur wenige Ausgaben haben und sich deshalb nicht um ein Budget für ihr Unternehmen kümmern? Denkst du, dass du als Unternehmer mit wenigen Ausgaben die paar Zahlen locker im Kopf behalten kannst?

Gerade Soloselbständige sind der Ansicht, dass sie genau wissen, wieviel Geld sie verdienen müssen, um alle Ausgaben zu decken. Leider klappt es dennoch häufig nicht, genügend Einnahmen zu erzielen. Gerade Soloselbständige leben oft sozusagen von der Hand in den Mund. Es entstehen immer wieder finanzielle Engpässe. Um aus dieser Misere herauszukommen hilft es, auch für ein Unternehmen als Soloselbständiger ein Budget zu erstellen. Und zwar auf dem Papier. Oder besser gesagt digital.

Was heißt ein Budget für dein Unternehmen zu erstellen?

Ein Budget ist eine Zusammenstellung deiner monatlichen unternehmerischen Einnahmen und Ausgaben. Ich würde grundsätzlich zu einer monatlichen Aufstellung raten. Dieser Zeitraum ist nicht zu lange, aber auch nicht so kurz, dass man permanent mit dem Budget beschäftigt wäre.

Des Weiteren würde ich eine Aufstellung der Einnahmen sowie der Ausgaben nach ihren Zahlungsterminen empfehlen. Eigentlich sprechen wir damit von einem monatlichen Liquiditätsplan. Welche Einnahmen müssen wann fließen, um welche fälligen Zahlungen zu tilgen? Wenn du darüber einen Überblick hast, dann fängst du an, nicht mehr von der Hand in den Mund zu leben, sondern deine finanziellen Mittel strategisch zu verwenden. Du gibst einen finanziellen Überschuss aus einem Monat nicht mehr leichtfertig für private Zwecke aus, weil du weißt, dass du im nächsten Monat vielleicht einen Liquiditätsengpass hast.  

Am besten erstellst du am Ende eines Jahres ein Budget. Solltest du das noch nicht gemacht haben, fang einfach jetzt an.

Ein Budget ist ein absoluter Motivationsfaktor

Eine schriftlich fixiertes Budget kann dir helfen, dich selbst zu überlisten. Im Budget legst du nämlich fest, welchen Umsatz du in welchem Monat brauchst und machen möchtest. Und weil du dein Unternehmen liebst und voranbringen willst, möchtest du diesen Umsatz natürlich auch erreichen. Wenn du dann Monat für Monat schwarz auf weiß hinter deinem Umsatzziel zurückbleibst, wirst du dich ärgern. Du wirst Maßnahmen ergreifen, um dein Umsatzziel zu erreichen.

Besonders hilfreich ist in diesem Zusammenhang bei einer grundsätzlich monatlichen Liquiditätsplanung, die Umsatzziele wöchentlich festzulegen. Wenn du dann am Mittwoch noch immer keinen Umsatz erzielt hast, kannst du noch in dieser Woche Maßnahmen ergreifen, um den Umsatz doch noch zu generieren. Wenn du nur monatlich deine Einnahmen planst, dann merkst du vielleicht erst nach zwei bis drei Wochen, dass du hintendran bist. Dann wird es schon ganz schön schwer das Ruder rumzureißen und den Wunschumsatz noch zu erreichen.

Wenn du in sehr großen Projekten arbeitest, die nur alle paar Wochen oder gar Monate abgerechnet werden, dann kannst du den Auftrag vielleicht in zu leistende Stunden aufteilen. In diesem Fall kannst du für jede Woche Stunden festlegen, die du arbeiten musst, um am Ende den gewünschten Umsatz zu erreichen.   

 Ein „Kopfbudget“ ist nur sehr schwer einzuhalten. Es kommt die nächste Unwägbarkeit und schon denkst du: ach ich arbeite nächste Woche, das klappt schon. Ich kann das noch später machen. Und schon ist dir wieder Zeit, in der du Umsatz erzielen könntest und müsstest durch die Lappen gegangen. Damit ist es viel schwieriger deine Einnahmenziele zu erreichen. Und es ist auch viel schwieriger Rücklagen für Investitionen im betrieblichen Bereich oder zur Generierung von multiple stream income zu bilden.

Selbständigkeit und private Verpflichtungen

Ich weiß nicht, wie es euch geht. Bei mir ist es so, dass von mir als Selbständiger viel mehr erwartet wird, für alles Mögliche Zeit zu haben, als beispielsweise bei einem Angestellten. Zum Beispiel familiäre Verpflichtungen, für die angestellte Familienmitglieder oder Freunde keine Zeit haben. Ich kann mir ja ganz einfach mal freinehmen, während sich die angestellte Fraktion vor einem Chef rechtfertigen oder Urlaub nehmen muss. Manchmal komme ich mir vor, als wäre mein Beruf mein Hobby, dem ich nachgehen kann, wenn ich sonst gerade nichts zu tun habe. Auch in diesem Zusammenhang hat es mir sehr geholfen, ein Budget zu haben, um meine beruflichen Interessen einfacher durchzusetzen. Wenn du ein zeitlich sehr eng geschlüsseltes Budget aufgestellt hast, zwingt es dich im Prinzip viel konsequenter an deiner Arbeit dran zu bleiben. Es macht dir deutlich, dass Zeit die dir zum Arbeiten zur Verfügung steht immer Geld ist. Wenn du diese Zeit kontinuierlich nutzt, ist die Chance, dass du beruflich erfolgreich wirst viel größer.

Was heißt beruflich erfolgreich sein?

Beruflich erfolgreich sein heißt, von deinem Unternehmen langfristig und ausreichend einen für dich angenehmen Lebensstil zu finanzieren, ohne dir dauernd über Geld Sorgen machen zu müssen. Beruflicher Erfolg heißt auch, aus seinen Reserven eine gewisse Zeit Engpässe überwinden zu können. Das ist jedenfalls meine Definition von beruflichem Erfolg von seiner monetären Seite.

Und ganz ehrlich: ich glaube es kommen in den nächsten Jahren noch ganz schön schwierige Zeiten auf uns zu. Deshalb halte ich es für ganz wichtig, beruflich gerüstet zu sein. Gib deinem Unternehmen einen Rahmen und damit eine dauerhafte Chance.

Mit einer Strategie zum Erfolg

Ich kann dir versichern, dass du viel eher erfolgreich sein wirst, wenn du ein paar Grundregeln einhältst. Wichtig ist, nicht von der Hand in den Mund zu leben, sondern eine Strategie zu entwickeln. Im Hinblick auf das Budgetieren besteht die Strategie darin schriftlich! festzuhalten: Wie viele Ausgaben habe ich und wie generiere ich die dazugehörigen Einnahmen. Mit folgenden Schritten kommst du relativ einfach zum Ziel:  

  1. Budgetiere auf Basis des Geldzuflusses bzw. des Geldabflusses, also auf Basis der Liquidität
  2. Führe auf jeden Fall ein gesondertes betriebliches Konto
  3. Ermittle zunächst die klassischen betrieblichen Ausgaben
  4. Welches Gehalt möchtest du dir monatlich bezahlen?
  5. Füge die Ausgaben für KV, Altersvorsorge, Steuern hinzu
  6. Die Einnahmen: Wie viele bräuchte ich und wie viele kann ich realistisch erwarten
  7. Bilde Rücklagen für betriebliche Investitionen
  8. Darlehensaufnahme und der Leverageeffekt bei Soloselbständigen
  9. Budgetieren ist ein Prozess! Es wird immer wieder Rückschläge geben.
  10. Nutze die BWA, die dir dein Steuerberater zur Verfügung stellt.

Du willst loslegen?

Du bist interessiert und willst loslegen? Dann stell schon mal deine laufenden und jährlichen Ausgaben nach dem Tag ihrer Fälligkeit zusammen. Budgetieren ist ein Prozess. Du musst einfach anfangen und dann deine Planung immer wieder verbessern. In meiner Miniserie zum Thema Budgetieren werde ich hier auf dem Blog Woche für Woche Beiträge zu den Schritten 1 bis 10 einstellen. Schau jede Woche rein.

Die sieben Regeln um Reichtum zu erlangen!

Der Klassiker „The richest man in Babylon“ von George S. Clason gilt als das inspirierendste Buch, wenn es um Reichtum und Wohlstand geht. In dem Buch wird die Geschichte eines Mannes –Arkad -erzählt, der aus armen Verhältnissen stammt und versucht Reichtum zu erlangen, aber nicht weiß wie. Er trifft auf einen weisen Berater, der ihm sieben Heilmittel gegen Armut mit auf den Weg gibt, die er dauerhaft und langfristig verfolgt. Nach vielen Jahren ist er der reichste Mann in Babylon. Nachdem er zu Wohlstand gekommen ist, gründet er eine Schule, in der er diese Regeln weitergibt. Und nicht zuletzt deshalb wurde Babylon zu einer sehr reichen und bedeutenden Stadt.

Steigen wir direkt ein, in die sieben Regeln des reichsten Mannes von Babylon, um Reichtum zu erlangen.

Die erste Regel: Fang an deinen Geldbeutel fett zu machen

Arkad empfiehlt,  bei der allgemeinen Einnahmequelle, die dir derzeit zur Verfügung steht anzufangen, um Wohlstand zu erreichen. Wenn du also selbständiger Musiker, Grafiker, Produzent, Berater oder Angestellter bist, dann fang an diesen Einkommensstrom zu nutzen, um Reichtum aufzubauen. Nicht anders hat er es gemacht.

Um Wohlstand zu erlangen sollst du aus dieser Einkommensquelle von jeder Einnahme nur neun Teile verbrauchen. Einen Teil behältst du in deinem Beutel/Konto zurück. Ganz automatisch wird nach einer Zeit der Beutel/das Konto überfließen von angespartem Geld.

Diese Methode empfiehlt er allen Ratsuchenden, ob sie viel verdienen oder wenig. Jeder soll von seinen Einnahmen ein Zehntel zurückbehalten und nur neun Zehntel ausgeben. In diesem Zusammenhang kommt auch er zu einer meiner bevorzugten Erkenntnisse: Er kam mit den neun Zehnteln nach einer gewissen Zeit genauso gut aus, wie zuvor mit den zehn Zehnteln. Es war sogar leichter geworden Geld zu verdienen, denn: Geld kommt immer zu dem, der schon Geld hat und es  meidet jeden, der in finanzieller Not ist.

Ergänzend möchte ich noch einige Hinweise meinerseits geben:

  • Zahl dir dieses eine Zehntel immer sofort auf dein Unterkonto ein, wenn die Einnahme auf deinem Geschäftskonto eingeht. Gemeint ist damit: Zahl dich immer zuerst!!!! Es ist nicht erfolgversprechend, erst am Ende des Monates das zu sparen, was übrig bleibt. Erfahrungsgemäß bleibt da oft nicht viel übrig. Nimm dieses Sparziel für dich selbst ernst. Stell das Bedürfnis in finanzielle Unabhängigkeit zu gelangen vor deine anderen Bedürfnisse. Visualisiere dir, wie gut es sich anfühlt, wenn du finanziell sorgenfrei leben kannst. Was für ein Genuss. Sicher höher, als neue teure Kleidung, kurzlebige Vergnügungsparkbesuche oder Restaurantbesuche. Wenn du deinen Freunden gegenüber aus diesem Grunde Unternehmungen absagen musst, dann sag nicht: Ich kann mir das nicht leisten, sondern ich will mir das jetzt nicht leisten, weil ich andere Prioritäten habe. Das macht es viel leichter.

  • Wir sprechen hier von 10% deiner Einnahmen. Sofern das Honorareinnahmen sind geht es um die Einnahmen vor Abzug der Ausgaben! Ich weiß nicht, ob es in Babylon schon eine Umsatzsteuer gab – ich glaube es eher nicht. Ich würde es insofern für vertretbar halten, dass du zehn Prozent des Nettohonorares zurückbehältst, also nach Abzug der Umsatzsteuer.

  • Plan dieses Sparziel langfristig durchzuhalten. Es gibt keine Möglichkeit Reichtum strategisch über Nacht zu erreichen. Es gibt aber Berechnungen, dass wenn du etwa 45 Jahre lang jeden Monat 250 EUR sparst, diese Ersparnisse mit einem Zinssatz von 6% verzinst und auch den Zins wieder investierst, du rund siebenhunderttausend Euro an Vermögen ansammelst. Also: Die Zeit macht es. Bleib standhaft, halte durch und gib nicht auf.

Die zweite Regel: Kontrolliere deine Ausgaben!

Arkad wird von seinen Studierenden gefragt – und ich bin mir sicher auch du hast genau diese Frage im Kopf: Wie soll ich ein Zehntel sparen, wenn schon die zehn Zehntel nicht reichen, die notwendigen Ausgaben zu tätigen?

Auch hier führt Arkad ein schönes Beispiel an. Er befragt alle anwesenden Ratsuchenden nach ihrer Einkommenshöhe. Es gibt Ratsuchende, die wenig Geld verdienen und es gibt Ratsuchende, die eigentlich schon ein hohes Einkommen haben. Dennoch ist der Geldbeutel von allen leer. Warum?

Weil das, was wir für notwendige Ausgaben erachten immer im gleichen Verhältnis wächst, wie unser Einkommen. Dabei werden aber Begehrlichkeiten mit notwendigen Ausgaben verwechselt. Und Begehren haben wir immer sehr viel mehr als Einkommen.

Deshalb sollst du alle deine Lebensgewohnheiten sorgfältig prüfen. Dabei wirst du sehr oft Ausgaben finden, die mit Bedacht reduziert oder ganz gekürzt werden können. Folge dem Motto: hundert Prozent gewünschter Wert für jede ausgegebene Münze zu erhalten. Dazu sollst du eine Liste erstellen, in der du alle deine gewünschten Ausgaben auflistest. Dann kürzt du die, die du nicht mit deinen Einnahmen verwirklichen kannst. Sie sind der große Anteil an Begehrlichkeiten, die du nicht mit deinem Einkommen erzielen kannst. Lass sie gehen, ohne Bedauern.  Setze deinen Wunsch nach Wohlstand vor alle diese Begehrlichkeiten und genieße es, dass du auf diesem Weg vorankommst.

Meine Ergänzungen:

  • Auch Arkad schlägt also ein Budgetieren der notwendigen Ausgaben vor. Ich würde dir dies zum einen für deine persönlichen Ausgaben empfehlen, aber auch für deine beruflichen.
  • Du erstellst dein Budget nach deinen persönlichen Wünschen und Einkommensverhältnissen. Hier kannst du unter der Voraussetzung, dass du ein Zehntel zurücklegst, deine persönlichen Vorlieben berücksichtigen. Ich zum Beispiel habe in meinem Budget immer einen Posten für Reisen. Ich liebe es zu reisen. Dafür ist mein Posten für Kleidung und Kosmetik relativ gering. Fakt ist, dass praktisch niemand alle seine Bedürfnisse befriedigen kann. Nicht mal die ganz reichen Menschen können das. Du musst immer abwägen, welcher deiner Wünsche ist der Größte.
  • Auch an dieser Stelle will ich dir meinen Rat nochmals an die Hand geben: Sag nicht ich kann mir das nicht leisten, sondern ich will mir das nicht leisten, weil ich bestimmte Prioritäten habe. Ich denke das ist das, was man heute ein mindset-shift nennt – eine andere Einstellung.

Die dritte Regel: Vervielfältige dein Gold

Nachdem du es gewohnt bist, Geld regelmäßig zur Seite zu legen, solltest du das angesammelte Vermögen nutzen, um für dich zu arbeiten und sich zu vermehren. Arkad erklärt seinen Studierenden: „der Reichtum eines Menschen ist nicht das Gold in seinem Beutel, sondern der Einkommensstrom, der kontinuierlich seinen Beutel befüllt. Das ist, was jeder wünscht: einen Einkommensstrom, der dauerhaft fließt, unabhängig davon, ob man arbeitet oder reist.“

Zwei Themen waren also auch schon vor 100 Jahren oder im alten Babylon geschätzt als vermögensbildende Maßnahmen:

  • Die Wiederanlage der Erträge aus dem Vermögen. Reichtum entsteht nicht dadurch, dass dieser Ertrag verbraucht wird, sondern indem er wieder investiert wird. Die Wiederanlage der Erträge oder Thesaurierung der Erträge oder Generierung von Zinseszins ist der entscheidende Faktor, um schneller und umfassender Reichtum zu erlangen.
  • Passives Einkommen galt schon damals als erstrebenswert. Geld, das fließt unabhängig davon ob man arbeitet oder reist (oder krank ist oder gerade keine persönliche Einkommensquelle hat).

Die vierte Regel: Bewahre deinen Schatz vor Verlust

Investiere dort, wo dein Vermögensstock sicher ist. Der reichste Mann von Babylon empfiehlt, nicht zu viel Ertrag vom angesparten Vermögen zu erwarten, sondern lieber einen moderaten, bei dem der Vermögensstock sicher ist. Suche dafür den Rat von weisen und erfahrenen Ratgebern.

Hier gibt es in der heutigen Zeit zwei Probleme, die nicht leicht zu lösen sind:

  • Es gibt kaum sichere Erträge für die Vermögensanlagen, vor allem nicht im Bereich festverzinslicher Wertpapiere. Durch die derzeit hohe Inflation werden diese schmalen Erträge eher noch aufgefressen. Dennoch solltest du dich nicht blindlings in Anlagen mit höherem Risiko stürzen, sondern genau schauen, was für dich passend ist. Vielleicht ist das ja nicht eine Anlage am Kapitalmarkt, sondern in Oldtimern, alten Musikinstrumenten oder Kunst. Eine Anlage in Bereichen also, in denen du dich gut auskennst.  
  • Weise und erfahrene Ratgeber in der heutigen Zeit zu finden ist nicht leicht. Hauptproblem ist hier, dass viele Ratgeber nicht ohne Eigeninteressen handeln. Deshalb ist es immer gut und wichtig, sich selbst unabhängige Informationen rund um das Thema Geldanlage zu suchen.

Die fünfte Regel: Mach deine Wohnung zu einem profitablen Investment

Besonders vorteilhaft bewertet Arkad die Möglichkeit, aus den neun Zehnteln, die du ausgeben „darfst“ ein weiteres Investment zu entwickeln, ohne dein Wohlbefinden negativ zu beeinträchtigen. Und dieses Investment sieht er in einer eigenen Wohnstätte. Viel zu viele Menschen leben in Mietshäusern, beklagt der reichste Mann von Babylon, ohne dass die Frauen Raum hätten, um Blumen und Kräuter zu ziehen oder die Kinder Platz zum Spielen. Welches Glück fühlt ein Mann, wenn er die Feigen von seinem eigenen Baum pflücken kann oder die Trauben von seinen Reben.  

Nun lebte Arkad in Babylon und dieses Beispiel spiegelt natürlich die Rollenverteilung der damaligen Zeit wieder. Aber ganz klar ist auch in heutiger Zeit, dass das Mieten einer Wohnung die Erlangung von Reichtum dauerhaft erschwert. Die Investition der laufenden Miete in ein Eigenheim bringt langfristig mehr Wohlstand und mehr finanzielle Sicherheit. Denn gehört dir die Immobilie dann irgendwann, investierst du natürlich nur noch, wenn du es dir leisten kannst. Mietverpflichtungen laufen dagegen immer weiter, auch in Krisenzeiten. Das hat die Coronakrise gezeigt.

Nach neuesten Studien verfügen aber gerade die 30 bis 45 Jährigen in Deutschland nur in ganz geringem Umfang über eine eigene Wohnimmobilie. Die meisten leben in Mietwohnungen. Grund dafür ist nicht, dass diese Altersklasse nicht genügend Einkommen hätte, um die Zins- und Tilgungsleistung zu erbringen, sondern dass ihnen der Eigenkapitalanteil für die Finanzierung fehlt.

Um dieses Problem zu lösen, denkt die Regierung nach meinen Informationen derzeit über Zuschüsse von Staatsseite nach, um diesen Eigenkapitalanteil zu ersetzen. Das ist ja schön, aber weiß man wann das kommt und wie? Bis dahin kann ich dir nur empfehlen: gehe zu Regel eins, zwei und drei und fang selber an entsprechendes Eigenkapital aufzubauen.

Es muss ja auch nicht immer gleich das Traumhaus sein. Du kannst auch in Zehnjahresschritten von klein auf groß aufbauen. Das Thema Eigenleistung beim Erwerb, Ausbau oder Bau eines Eigenheimes sollte keinesfalls vernachlässigt werden. Nach 10 Jahren ist nach derzeitigem Steuerrecht die Spekulationsfrist für Immobilien abgelaufen und du kannst den Gewinn aus dem Verkauf einer selbstgenutzten Immobilie einkommensteuerfrei einnehmen. Die Inflation unterstützt die Erzielung von Gewinnen derzeit im Immobilienbereich. Durch die deutlich gestiegene Akzeptanz des homeoffice ist auch die Ansässigkeit in Ballungsgebieten nicht mehr das zentrale Thema. Zumindest nicht in jedem Fall. Aber der erste Schritt ist immer: erst mal Eigenkapital ansparen.  

Die sechste Regel: Sichere dir ein zukünftiges Einkommen

Schon Arkad hat in seiner Zeit eine Rentenversicherung erträumt. In diesem glücklichen Zeitalter befinden wir uns nun. Allerdings zeigt sich, dass gerade die gesetzliche Rentenversicherung etwas schmal ausfällt.

Aus diesem Grunde ist es absolut notwendig, dass du zusätzlich privat ansparst, um im Alter gut versorgt zu sein.

Wenn du die Regeln eins bis fünf befolgst, dann bist du hier schon voll dabei. Es bedarf keiner weiteren Schritte, um für das Alter vorzusorgen. Denn ein Kernbestandteil des Vermögensaufbaus des reichsten Manns von Babylon ist, die Wiederanlage der Erträge, um so das Vermögen zu erhöhen. Im Alter, wenn dann eben nicht mehr die Möglichkeit besteht aus persönlicher Arbeit Einkommen zu generieren, kann der Ertrag aus dem aufgebauten Vermögen für die Lebenshaltung ergänzend genutzt werden.

Wenn du ein Leben lang diese Regel befolgt hast, bist du Besitzer eines Eigenheimes, in dem du alt werden kannst, du erzielst passive Einkommensströme und hast auch noch Vermögen, auf das du notfalls zurückgreifen kannst. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, die Erträge aus deinem Vermögen zur Finanzierung deines Lebensunterhaltes zu verwenden, ist alleine deine Entscheidung.

Heute gibt es eine größer werdende Anzahl von Menschen, die als sogenannte Minimalisten schon mit 40 in Rente gehen. Das ist alleine deine Entscheidung. Niemand schreibt dir vor, ab welchem Alter du die Früchte deiner Vermögensplanung verwenden darfst.

Noch zwei Hinweise:

  • Um zum Beispiel die Familie hinsichtlich des Verlustes des Eigenheimes zu schützen, solange das Eigenheim noch nicht völlig abbezahlt ist, kann über eine zusätzliche Risikoversicherung nachgedacht werden, um dieses Risiko abzufangen.
  • Wenn du Mitglied der Künstlersozialkasse bist, hast du auch die Berechtigung eine Riesterrente abzuschließen. Prüf doch mal, ob das was für dich ist. Wenn ich auch der Ansicht bin, dass man sich in seiner finanziellen Planung überhaupt nicht auf den Staat verlassen sollte, so finde ich doch, dass man alle Zuschüsse und Zulagen mitnehmen sollte, die man bekommen kann.

Die siebte Regel:  Verbessere deine Fähigkeiten Geld zu verdienen

Das ganze Thema Vermögensaufbau kreist immer um zwei Themen: Einnahmen erhöhen oder Ausgaben verringern. Wenn man nicht so gut darin ist, die Ausgaben zu kürzen, dann spricht absolut nichts dagegen, weitere Einnahmen am Markt zu erzielen. Was dagegen sehr riskant ist und eher in die Armut führt, als zu Reichtum, ist die Finanzierung von Konsum über Darlehen.

Ich werde immer so wütend, wenn ich Werbeanzeigen von Banken sehe, die empfehlen, für die Hochzeit, einen Umzug oder einen neuen Fernseher ein Darlehen aufzunehmen. Wie soll das gehen? Wenn man vorher nicht genügend Mittel zu Verfügung stellen konnte, um für diese Sonderfälle Geld zurückzulegen, warum soll das denn in der Zukunft möglich sein?  Das ist kein Weg in Wohlstand und finanzielle Freiheit. Richte doch die Hochzeit einfach nach den dir zur Verfügung stehenden Mitteln aus und den Umzug ebenso. Ein bisschen Kreativität sollte bei meiner Mandantschaft ja ohnehin zur Verfügung stehen, damit diese Events trotzdem eine tolle Sache werden. Das ist der Weg zu Wohlstand.

Aber zurück in die Zeit Babylons. Der reichste Mann Babylons fing als einfacher Schreiber an. Aber es gab andere, die mehr verdienten als er, obwohl sie der gleichen Tätigkeit nachgingen. Er hat sich umgeschaut, warum diese Männer mehr verdienten und erkannte schnell, dass er mehr Interesse,  mehr Konzentration und mehr Ausdauer in seine Arbeit stecken musste, um mehr zu verdienen. Er musste seine skills verbessern. Und das hat er getan. Je mehr man über sein Metier Bescheid weiß, umso höher können die Honorarsätze ausfallen. Je effizienter man bestimmte Dinge ausführen kann, umso mehr Auftragsvolumen kann angenommen und abgearbeitet werden. Wer bessere Fähigkeiten hat, kann die Anforderungen seiner Auftraggeber besser erfüllen. Insofern fordert Arkad alle seine Ratsuchenden auf, Vorreiter in Sachen Fortschritt zu sein und nicht still zu stehen, um nicht zurückzufallen: „Kultiviere deine eigene Kraft, studiere und werde weiser, verbessere deine Fähigkeiten, handle so, dass du dich selbst respektieren kannst.“

Also: Thema lifelong-learning. Zusätzliches Wissen aneignen und immer on top sein, was die neuesten Entwicklungen angeht. Das betrifft dein eigentliches Berufsumfeld. Um aber darüber hinaus auch passive Einkommensströme aus Kapitalanlagen zu erzielen, ist es auch hier ratsam Wissen über Kapitalanlagen anzusammeln. Nur so kannst du erkennen, ob du einen guten Rat erhalten hast oder nicht. Und auch nur so kannst du für dich interessante Einkommensquellen erkennen.

Fazit:

Das sind die sieben Heilmittel gegen einen leeren Geldbeutel, die der reichste Mann von Babylon lehrt. Auch sagt er in seiner Zusammenfassung schon damals einen interessanten Satz: Es gibt genug Gold in Babylon, um jeden der Ratsuchenden reich zu machen. Es muss nur eine nachhaltige Strategie angewandt werden, um diesen Reichtum zu erzielen.

Im englischen Originaltext ist von wealth die Rede. Das ist eher Wohlstand als Reichtum. Wohlstand ist für mich ein Wort, das ich mit finanzieller Sicherheit und finanzieller Unabhängigkeit gleichsetzen wollen würde. Und ich glaube, dass ein Großteil der Menschen, eine Sehnsucht nach diesem Zustand hat: in finanzieller Sicherheit und Unabhängigkeit zu leben. Das muss nicht langweilig und begrenzt sein, weil du vor lauter Sparen keinen Spaß mehr haben darfst. Du musst nur strategisch denken und die richtigen Schritte gehen.

Die Strategie dazu liegt jetzt vor dir! Geh los!

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Multiple stream income

Welche Einkommensströme kannst du als selbständig tätiger Musiker nutzen, um deine Umsätze relativ einfach zu erhöhen, Risiken abzumildern und dich fit für Veränderungen zu halten?  

Nachfolgend möchte ich versuchen, die verschiedenen Einkommensquellen etwas zu systematisieren. Du kannst die verschiedenen Quellen dann je nach Geschmack, Vorlieben und Talenten miteinander kombinieren. Auf einige rechtliche Probleme mache ich dabei ebenfalls aufmerksam.

Vorneweg:  

Wenn du als Orchestermusiker in einem staatlichen, städtischen, öffentlich geförderten Berufsorchester oder einem Rundfunkorchester angestellt bist, dann bist du relativ krisenfest aufgestellt. Orchestermusiker unterliegen in der Regel einem Tarifvertrag und können darüber hinaus der Deutschen Orchestervereinigung beitreten, die im Prinzip einen gewerkschaftsartigen Schutz bietet. Entsprechend haben sie einen sehr hohen Kündigungsschutz und darüber hinaus in Krisen wie der Coronakrise Zugang zu Kurzarbeitergeld. Wenn du krank bist erhältst du Krankengeld und wenn du in Rente gehst kannst du auf eine ordentliche Rente hoffen. Die meisten zu erwartenden Krisen hast du damit zunächst abgedeckt. Du kannst dich etwas entspannen. Dennoch kann es natürlich aus Karrieregründen günstig sein noch nebenberuflich tätig zu sein, oder einfach weil es Spaß macht. Auch kann es natürlich vorkommen, dass Orchester geschlossen oder zusammengelegt werden. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es im Leben nie.

Kombination von Einkünften aus einer freiberuflichen Tätigkeit und aus nichtselbständiger Tätigkeit

Wie im voranstehenden Absatz ausgeführt, ist eine Tätigkeit im Festanstellungsverhältnis eine tolle Sache. Allerdings bist du als Angestellter regelmäßig künstlerisch eingeschränkt oder sagen wir festgelegt. Das ist der Grund, warum viele Musiker gerade keinen Job im Rahmen einer Festanstellung haben möchten, sondern frei sein wollen. Sie wollen sich künstlerisch voll entfalten, so wie es ihnen vorschwebt. Um die der selbständigen Tätigkeit immanente Unsicherheit abzumildern, kann man diese aber mit einer nichtselbständigen Tätigkeit kombinieren und somit Sicherheitserfordernisse mit Freiheitsdrang kombinieren.  

Beispielsweise kannst du eine selbständige Tätigkeit im Hauptberuf ausüben und die gleiche Tätigkeit im Anstellungsverhältnis im Nebenberuf. Oder umgekehrt: unselbständige Tätigkeit im Hauptberuf und freiberufliche Tätigkeit im Nebenberuf.

Bei Tätigkeitskombinationen mit Arbeitgebern kann es immer zu Problemen dergestalt kommen, dass er nicht mit deiner freiberuflichen Tätigkeit einverstanden ist. Wenn du im gleichen Tätigkeitssegment sowohl freiberuflich als auch angestellt tätig bist, musst du mit einem Arbeitgeber klären, ob er damit einverstanden ist. Er kann dir das auch verwehren. Wenn die selbständige Tätigkeit nicht im gleichen Berufssegment liegt, kann dir ein Arbeitgeber die Nebentätigkeit nur verwehren, wenn sie deine hauptberufliche angestellte Tätigkeit beeinträchtigt.

Um bei der Kombination von selbständiger und nichtselbständiger Tätigkeit nicht in Schwierigkeiten zu geraten, würde ich dir empfehlen, die selbständige Tätigkeit neben deinem Anstellungsverhältnis in jedem Fall mit dem Arbeitgeber abzuklären und vertraglich zu vereinbaren. Sollte ein Arbeitgeber die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit verwehren wollen, so kannst du durch die Einholung von rechtlichem Rat sicherstellen, dass er dir nicht etwas verwehrt, was dir eigentlich zusteht. Den groben Rahmen dessen, was erlaubt ist habe ich hier abgesteckt.

Kombination von mehreren selbständigen Tätigkeiten

Das tätig werden für verschiedene Auftraggeber im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit ist auch schon mal eine gewisse Absicherung, dass nicht von heute auf morgen alle deine Auftraggeber wegbrechen. Natürlich ist in den meisten Fällen beispielsweise ein freiberuflich tätiger Musiker auch für eine Vielzahl von Auftraggebern in der Form von Konzertveranstaltern tätig. Das kann aber auch anders sein. Beispielsweise sind viele Musikschulen dazu übergegangen, Musiklehrer nur noch als Honorarkräfte einzustellen. Als Honorarkraft genießt du keinerlei Kündigungsschutz. Wenn die Musikschule dann beschließt in Zukunft nicht mehr in deinem Bereich zu unterrichten, dann bist du deine Stelle schnell los. Also besser auf mehrere Beine stellen.

Bei einer selbständigen Tätigkeit ist es das absolute Mindestmaß an Absicherung zumindest verschiedene Auftraggeber zu haben. Von multiple stream income spricht man dann jedoch noch nicht. Um multiple stream income zu erzielen, müsste noch eine Tätigkeit in einem anderen Berufsbereich hinzukommen (beispielsweise als Konzertmusiker).

Die Kombination von Auftritten und Unterricht, ist bei Musikern wohl der Klassiker

Die Kombination von Auftritten und Unterricht ist unter Musikern sehr weit verbreitet. Die Kombinationsmöglichkeiten und Gewichtungen sind vielfältig. Kombiniert werden kann eine solistische Tätigkeit mit einer Professur, einer Anstellung bei einer Musikschule, eine Honorartätigkeit an einer Musikschule oder einer Musikhochschule, eigene Schüler und nun natürlich auch noch der ganze online Unterricht. Diese neue Möglichkeit ermöglicht es vor allem auch international tätigen Musikern, Unterricht zu erteilen. Sie müssen nicht mehr dauernd an einem Ort unterrichten. Oder es können nun auch international ansässige Schüler unterrichtet werden.

Sofern ein Anstellungsverhältnis mit einer selbständigen Tätigkeit kombiniert wird, muss wieder darauf geachtet werden, dass aus Sicht des Anstellungsverhältnisses keine rechtlichen Gründe gegen eine nebenberuflich unterrichtende Tätigkeit bestehen.

Die Kombination von aktiven und passiven Einkünften ist bei Musikern ebenfalls gut möglich

Ebenso wie der Begriff multiple stream income durchzieht der Begriff passive Einkünfte die einschlägigen Foren und wird als allgemeiner Heilsbringer verstanden. Unter passiven Einkünften werden solche Einkünfte verstanden, die man nicht permanent aktiv erwirtschaften muss. Konzerttätigkeiten und persönliche unterrichtende Tätigkeiten sind aktive Einkünfte. Du musst immer aktiv und direkt auftreten/ arbeiten, um diese Einkünfte zu erzielen.

Bei passiven Einkünften dagegen ist das nicht der Fall. Leider entstehen sie auch nicht von ganz alleine, ohne dein Zutun. In der Regel musst du diese Einkünfte aber nur einmal ordentlich anschieben und dann laufen sie eine Weile von alleine weiter.

Als klassische passive Einkünfte aus künstlerischer Tätigkeit sind alle Formen von Lizenzerträgen zu qualifizieren, die du als Musiker erzielen kannst: GVL-Erträge, VG-Wort-Erlöse, Tantiemen für Rechte, Einkünfte von Streamingdiensten aller Art, Werbeeinnahmen, Google-Adsense, Youtubeklicks, Affiliate marketing, etc.

Gerade diese Einnahmenbereiche sollten von dir einmal genauer angeschaut werden. Bei ihnen handelt es sich um passive  Einkünfte, die ohne großen Kapitalbedarf generiert werden können. Für die Erzielung anderer passiver Einkünfte brauchst du oft einen Berg an Kapital, den du zunächst nicht unbedingt hast. Nicht kapitalbasierte Einkünfte verursachen zunächst in der Regel eine relativ große persönliche Anstrengung, bis sie zum Laufen gebracht wurden. Dieser Punkt ist absolut nicht zu unterschätzen. Wenn sie aber dann endlich fließen,  ergänzen sie deine sonstigen Einkünfte oft relativ stabil, ohne weitere Aktivität deinerseits. Denke zum Beispiel an einen Youtube chanel, indem du etwas Besonderes unterrichtest, an Streamingeinkünfte aus Konzertaufnahmen oder GvL-Erlöse aus Konzertmitschnitten. Insbesondere diese Einkünfte eignen sich auch, um deine Rente aufzubessern oder dich im Krankheitsfall eine gewisse Zeit abzusichern.

Die Kombination mit „kapitalbasierten“ passiven Einkünften

Mehrere Einkommensströme kannst du auch dadurch generieren, dass du deine Einkünfte aus musikalischer Tätigkeit mit passiven Einkünften ergänzt, die aus Kapitalanlagen resultieren. Dazu benötigst du zunächst einmal Kapital, das du anlegen kannst. Verschiedene Wege dieses Kapital anzusammeln habe ich dir schon in meinem Beitrag „mit dem Traumkonto zum Erfolg“ genannt.

Der Immobilienerwerb

Aber gerade in der derzeit noch laufenden Niedrigzinsphase kann man beispielsweise auch durch fremdfinanzierte Immobilien passives Einkommen zumindest für die Zukunft generieren. Hier musst du allerdings unbedingt darauf achten, dass du die niedrigen Zinsen möglichst über die gesamte Laufzeit des Darlehens sichern kannst. Auf die Risiken einer fremdfinanzierten Immobilie sei hier extra hingewiesen. Zum einen kann es passieren, dass die Immobilie im Wert sinkt und du bei einem Verkauf der Immobilie einen massiven Vermögensschaden erleidest. Dies ist insbesondere dann sehr problematisch, wenn du noch ein hohes Darlehen hast und der erzielbare Verkaufserlös nicht einmal mehr reicht, das Darlehen abzubezahlen.

Das andere Problem ist, dass du eventuell die Tilgungsraten nicht mehr leisten kannst. Wenn die Immobilie allerdings gut vermietet ist, ist dieses Risiko überschaubar, sofern du die Zinsen so fixiert hast, dass sie dir nicht aus dem Ruder laufen.

Der fremdfinanzierte Immobilienerwerb kommt vor allem auch als Erzielung eines zukünftigen Einkommensstromes im Rentenalter in Betracht. Durch die Vermietung kannst du nach und nach das Darlehen abbezahlen. Wenn die Immobilie in deinem Rentenalter schuldenfrei ist, kannst du mit den Mieteinnahmen deine Rente aufbessern.

Kapitalanlagen von Aktien bis Venture Capital

Die klassische kapitalbasierte passive Einkunftsart ist der Immobilienbesitz. Aber auch die Anlage am Kapitalmarkt mit entsprechenden Dividendenerträgen oder Zinseinnahmen fällt in diese Rubrik. Weniger bedacht wird oftmals die Investition von angespartem Kapital in andere Unternehmen in der Form von Venture Capital.

Beispielsweise gründet ein anderer Unternehmer eine Musikproduktionsfirma und benötigt für die Anschaffung des grundlegenden Equipments Kapital. Du kannst dich an diesem Unternehmen durch die Zurverfügungstellung von Geldmitteln beteiligen und am Gewinn partizipieren. Aber Vorsicht, diese Investitionen sind risikoträchtig. Du musst also zunächst genau prüfen, wem du dein Geld zur Verfügung stellst.

Ganz besonders wichtig ist hier auch, dass du nur „haftungsbeschränkt“ investierst. Bei der Beteiligung an einer Personengesellschaft ohne Haftungsbeschränkung, beispielsweise einer GbR, OHG, KG oder atypisch stillen Gesellschaft, haftest du auch für die Verluste der Gesellschaft und zwar mit deinem ganzen Vermögen. Hier also genau überlegen, was du tust.

Die Kombination mit ganz was anderem

Natürlich kannst du neben deiner künstlerischen Tätigkeit auch noch in einem ganz anderen Bereich Geld verdienen. Du kannst als Schreiner arbeiten, als Mathematiklehrerin oder als Anwaltsgehilfe. Schließlich kannst du auch in einem ganz anderen musikalischen Bereich tätig sein, zum Beispiel neben der Popmusik auch in der Gregorianik. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Ein absolutes NO GO

Unter dem Blickwinkel der Absicherung deiner Einkünfte über verschiedene Krisensituationen hinweg ist es ein absolutes NO GO!!! nur gegenüber einem Auftraggeber selbständig tätig zu sein!

Auch wenn es so angenehm ist, sich nur mit einem Auftraggeber beschäftigen zu müssen und der Auftraggeber doch gerade so gut bezahlt, kann ich dir von dieser Vorgehensweise nur abraten.

Die Gefahr des Wegfalls dieses einen Auftraggebers ist viel zu hoch. Du hast auf Honorarbasis keinerlei Kündigungsschutz. Wenn das Auftragsverhältnis beendet ist, dann ist es beendet. Im Zweifel würde ich dir bei der abrupten Beendigung eines Honorarverhältnisses raten, anwaltlichen Rat einzuholen, aber in den meisten Fällen darf ein Auftraggeber ein Honorarverhältnis kurzfristig beenden. Dann stehst du buchstäblich ohne laufenden Umsatz auf der Straße.

Dazu kommt die Gefahr, dass du als scheinselbständig giltst, wenn du nur einen Auftraggeber hast. Dann muss zumindest der Auftraggeber die Sozialversicherungsbeiträge für dich nachentrichten. Möglicherweise wird er versuchen, diese auf dich abzuwälzen. In jedem Fall ist das eine schlechte Situation. Dieses Argument kannst du auch nutzen, wenn dich ein Auftraggeber drängen will, nur für ihn tätig zu sein.

Fazit:

Ergänzend zum Artikel: „Der heimliche Traum jedes Selbständigen“ soll dieser Artikel dazu dienen aufzuzeigen, welche Kombinationsmöglichkeiten es gibt multiple stream income als Musiker zu erzielen. Und ich muss sagen, gerade für Musiker gibt es besonders viele. Anhand der vorstehenden Ausführungen kannst du für dich überlegen, was kommt für dich in Betracht. In weiteren Artikeln werde ich versuchen, dir gerade im Bereich der passiven Einkünfte noch mehr Informationen an die Hand zu geben, um einen ersten Einstieg zu finden.

Der Traum eines jeden Selbständigen

Die meisten Selbständigen haben den Traum, ein festes Grundeinkommen, vergleichbar mit einem Basisgehalt zu verdienen. Gemeint sind Einnahmen, die relativ verlässlich regelmäßig über einen längeren Zeitraum eingehen. Idealerweise ist absehbar, dass ein solches Basiseinkommen jahrelang fließen wird. Die Sorgen den ganzen Umsatz jedes Jahr neu akquirieren zu müssen, belastet viele Selbständige enorm.

Multiple stream income kann helfen, diesen Traum zu verwirklichen

Multiple stream income – Einkünfte aus mehreren Einkommensströmen – ist heutzutage in aller Munde. Gerade durch den Boom der Influencerbranche wurde dieser Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch eingebunden. Influencer erzielen Einkünfte aus verschiedenen Quellen wie beispielsweise aus affiliate marketing, Google Adsense, Werbeverträgen, Youtube-Klicks, VG-Wort und vielem mehr. Durch die verschiedenen Einkommensströme wird eine Tätigkeit in unterschiedlicher Weise monetarisiert. Dadurch wird umfassender Einkommen abgeschöpft, als dies bei nur einem Einnahmestrom möglich wäre.

Musiker können, wie kaum eine andere Berufsgruppe ebenfalls Einkommen aus verschiedenen Quellen beziehen.

In diesem Beitrag möchte ich einige grundsätzliche Ausführungen zum Thema multiple stream income machen: was versteht man unter diesem Begriff, welche Vorteile hat es und welche Risiken bringt es mit sich? Welche verschiedenen Formen von Einkommensströmen es gibt, kannst du im Artikel: „Wie kannst du multiple stream income erzielen“ nachlesen.

Was versteht man im Allgemeinen unter multiple stream income?

Der moderne Begriff multiple stream income heißt nichts anderes als Einkünfte aus mehreren Quellen. Die Quellen können dabei unterschiedlichster Natur sein. Beispielsweise können es Einkünfte von unterschiedlichen Auftraggebern sein, Kombinationen von selbständiger Tätigkeit und angestellter Tätigkeit, unterschiedliche Bereiche einer künstlerischen Tätigkeit. Aber auch das Generieren von Lizenzerträgen im weitesten Sinne fällt in diesen Begriff, ebenso wie die derzeit sehr aktuelle Diskussion über die Erzielung von passiven Einkünften in Ergänzung zu aktiven Einkünften. 

Ein Beispiel zum Thema multiple stream income bei Musikern

Wenn du beispielsweise Spezialist für gregorianische Kirchenmusik bist, so erzielst du multiple stream income, wenn du das, worauf du dich spezialisiert hast auf verschiedenen Ebenen finanziell ausschlachtest oder sagen wir es vornehmer monetarisierst. Als Künstler im Bereich der Gregorianik hättest du beispielsweise in deinem künstlerischen Bereich folgende Möglichkeiten:

  1. Konzerttätigkeit als freier Solist,
  2. Professur im Bereich Gregorianik (Anstellung oder Beamter) ,
  3. Unterricht an einer Musikschule erteilen (angestellt oder auf Honorarbasis),
  4. eigene Schüler unterrichten,
  5. Aufnahmen produzieren oder Konzertaufnahmen als CDs herausbringen und so GVL Erträge und Verkaufserlöse erzielen,
  6. online unterrichten auch in der Form von vorproduzierten online-Unterrichtsstunden,
  7. Festanstellung bei einer kirchlichen Einrichtung in Teilzeit,
  8. ein Fachbuch veröffentlichen,
  9. Einrichtung eines Youtube-Chanel, um die Gregorianik weiter bekannt zu machen und darüber Werbeeinnahmen zu erzielen,
  10. einen Blog erstellen und darüber VG-Wort Einnahmen und Einnahmen aus Google-Adsense generieren,
  11. Konzerte bei einem Streamingdienst einstellen.
  12. Crowdfunding  
  13. etc.   

Daneben kannst du weitere Einkünfte generieren, indem du die Einnahmen aus deinen  künstlerischen Einnahmenströmen teilweise investierst und daraus wieder Einkommen erzielst. Investitionen kommen neben vielen anderen in folgende Bereiche in Betracht:

  1. Immobilien
  2. Aktien, ETF und so weiter
  3. Investitionen in Venture Capital oder als stiller Beteiligter in Firmen im Musikbereich oder andere Unternehmen
  4. Oldtimer
  5. Musikinstrumente

Aus diesen Investitionen kannst du entweder laufende Einnahmen erzielen oder im Rahmen einer späteren Veräußerung des Investitionsgutes, sofern eine Wertsteigerung eingetreten ist.

Der Kreativität beim Auffinden von Einnahmequellen sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Ich denke, es ist ziemlich leicht ersichtlich, dass unser Gregorianikstar mit derart weitreichenden Einkommensquellen nicht so schnell von einer Krise bedroht wird, wie ein Solist, der nur Einkünfte aus einer Einkommensquelle bezieht.

Multiple stream income als Umsatzbooster

Am Beispiel des Gregorianikstars kannst du erkennen, dass er durch eine geschickte Kombination von Einkünften viel mehr Einkünfte aus einer Tätigkeit erzielen kann, als wenn er sich nur auf eine Tätigkeit konzentriert. Wenn er beispielsweise Konzerte spielt, dann kann er bei seinen Vertragsgestaltungen darauf achten, dass die Konzerte aufgenommen werden und er durch die Sendung im Radio beispielweise zusätzliche Erlöse von der GVL erhält. Bands die mehr im Pop- und Rockbereich rangieren können das natürlich genauso machen. Neben dem Senden im Rundfunk und Fernsehen kommt heutzutage selbstverständlich das Streamen der Konzerte über Streamingdienste verschiedener Art in Betracht.

Genauso kann der Musiklehrer, der ohnehin weiß, wie man bestimmte Schüler unterrichtet, diese Fähigkeiten online in einem Webseminar unterrichten und sozusagen aus der „Retorte“ anbieten. Oder er kann sich das Recht ausbedingen, verschiedene Vorträge und Unterrichtsformate einmal life zu halten, davon eine Aufnahme zu erstellen und diese wiederum über Streamingdienste oder über seinen Blog anzubieten.

Hier geht es darum Tätigkeiten zu finden, bei denen im Wesentlichen einmal die Arbeit anfällt und über mehrere Wege Einkommen entwickelt wird.

Multiple stream income als Mittel, um mit Risiken gelassen umzugehen

Einkommen aus mehreren Quellen zu beziehen hat viele Vorteile. Gerade in der Coronakrise wurden diese Vorteile ganz deutlich. Künstler, die sich bislang auf eine Einkommensquelle spezialisiert hatten und diese aus reiner Konzerttätigkeit bestand waren die absoluten Verlierer der Krise. Vor allem für Dirigenten, auftretende Solisten, solistisch besetzte Ensembles oder freie Orchester/Bands brach der Umsatz und damit die Existenzgrundlage praktisch über Nacht komplett weg. Andere Künstler wie beispielsweise Musiklehrer haben dagegen zum Teil einen geradezu kometenhaften Aufstieg hingelegt. Diese Entwicklungen habe ich in meiner Mandantschaft selbst verfolgen können. Was waren die Unterschiede? Warum waren manche Musiker der Krise gegenüber so viel besser gewappnet als andere? Ein Grund dafür war auf jeden Fall das Erzielen von Einkünften aus verschiedenen Quellen und nicht nur aus einer einzigen.

Es geht mir in diesem Artikel nicht nur darum, auf die Probleme der Coronakrise zu blicken und diese lösen zu wollen. Dann wärst du nur für die nächste Pandemie gewappnet. Viel wichtiger ist es, auch andere potentielle Probleme frühzeitig zu erkennen, sich breit aufzustellen und so eine gewisse Sicherheit in der Einkommenserzielung zu erreichen.

Wenn du mehrere Einkommensströme entwickelst, kannst du im Prinzip eine Vielzahl von Krisen unterschiedlicher Art zumindest abmildern. Welche sonstigen Krisen könnten auftreten?

Als freischaffender Künstler hast du keinerlei Kündigungsschutz und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld

Neben der Schließung von Konzerteinrichtungen durch die Regierung kann es natürlich auch dazu kommen, dass Konzertveranstalter kurz gesagt „Pleite“ gehen oder aus anderen Gründen schließen und damit als Auftraggeber wegfallen. Natürlich können sich auch langfristige Auftraggeber im freiberuflichen Bereich einfach anderen Künstlern zuwenden und dich nicht mehr mit Aufträgen versehen. Wenn du für einen derartigen Auftraggeber auf Honorarbasis arbeitest, hast du keinerlei Kündigungsschutz und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Für einen einzigen Arbeitgeber auf Honorarbasis zu arbeiten ist also sehr, sehr unsicher. Zudem ist es auch aufgrund der Rechtsprechung zur sog. Scheinselbständigkeit sehr kritisch. Die Sozialversicherungseinrichtungen versuchen Honorarkräfte, die nur für einem Auftraggeber arbeiten in der Regel als abhängig Beschäftigten des Auftraggebers zu betrachten.

Cyberangriffe

Aufgrund der heutigen Coronakrise sind viele Musiker in online Dienstleistungen geflüchtet und haben dort ein neues Geschäftsfeld aufgetan. Aber ist es tatsächlich besser für die Zukunft nur auf Onlinedienstleistungen zu setzen? Auch das birgt sagen wir es positiv: Herausforderungen. Denk nur an die Cyberkriminalität. Du wärst nicht der erste Youtubeaccount oder Blog, der gehackt wird und dessen Einnahmen auf ein anderes Bankkonto umgeleitet werden. Abgesehen davon können sich die Geschäftsmodelle von Youtube und Google ändern und du bist als Abhängiger von ihnen davon betroffen.

Gesundheitliche Probleme  

Es kann passieren, dass du aufgrund gesundheitlicher Probleme deine musikalische Tätigkeit nicht mehr ausüben kannst. Dann würde für dich als selbständiger Musiker im Prinzip nur der Weg in die Berufsunfähigkeitsrente bleiben. In diesem Zusammenhang wäre es gut, du hättest Einkünfte, für die du nicht dauerhaft aktiv tätig werden musst. Oder du kannst deiner musikalische Tätigkeit aufgrund deiner Gesundheit nur noch eingeschränkt nachgehen. Dann ist es einfach hilfreich, wenn du auch kurzfristig andere Einkommensquellen anzapfen kannst.

Du gehst in Rente

Nach 15 Jahren Berufserfahrung mit Musikern kann man ganz klar sagen: Musiker, die ihr Leben lang nur über die Künstlersozialkasse für ihre Rente vorgesorgt haben, werden in den meisten Fällen keine Rente beziehen, von der sie ohne Probleme leben können. Eine „Anreicherung“ dieser Renteneinkünfte durch andere Einkünfte ist auf jeden Fall sinnvoll.

Neue Entwicklungen

Natürlich sind noch viele weitere Risiken denkbar, wie beispielsweise eine Änderung der Rechtslage, Naturkatastrophen, neue Entwicklungen, wie zum Beispiel die Verlagerung vieler Tätigkeiten ins Metaverse, die Blockchaintechnologie, das bisherige Geschäftsmodell von Google und Youtube ändert sich, und so weiter.

Du entwickelst zusätzliche Fähigkeiten und bist falls nötig viel schneller am Start

Ein weiterer Vorteil permanent und langfristig an einer breiten Basis von Einkommensströmen zu arbeiten besteht in der Aneignung von vielen hilfreichen Kenntnissen auf diesem Wege. Mit diesen Kenntnissen kannst du notfalls schneller auf andere Tätigkeitsfelder umschwenken. Du wirst auch nicht so leicht von neuen Entwicklungen überrollt, mit denen du gar nicht mehr mithalten kannst. Neuere Entwicklungen entstehen immer schneller. Derzeit resultieren diese vor allem im Bereich von Online-Dienstleistungen wie streaming, online-Unterricht, der rasanten Entwicklung der Blockchain-Technologie und des Metavers.  

Zwischenfazit:

Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, warum es hilfreich ist, sich nicht nur auf eine Einkommensquelle zu konzentrieren, sondern mehrere Einkommensquellen zu generieren:

  • Du kannst dein Einkommen skalieren – also von einer Tätigkeit mehr abgreifen,
  • du kannst die verschiedensten Risiken damit besser abdecken
  • du hältst dich fit, um auf Veränderungen schneller reagieren zu können.

Die Erzielung von multiple stream income hat aber auch zwei entscheidende Nachteile, die du dir sicher auch schon gedacht hast, ich möchte sie aber trotzdem nochmals aufzeigen, damit du weißt, dass das natürlich tatsächlich ein Problem ist.

Risiken und Gefahren bei der Erzielung von mehreren Einkommensströmen

Die Erzielung von Einkommen aus mehreren Quellen hat meines Erachtens vor allem zwei Probleme oder Nachteile:

Der Tag hat nur 24 Stunden

Das erste Problem besteht darin, dass dein Tag leider nur 24 Stunden hat und jeder weitere Einkommensstrom braucht einfach Zeit, um ihn zum Erfolg zu führen. Auch die viel gepriesenen passiven Einkünfte, die als weitere Einkommensströme ja ebenfalls in Betracht kommen, entstehen nicht ohne Zeitaufwand. Ich habe jedenfalls noch keine passive Einkommensquelle gefunden, die erst einmal ganz ohne mein persönliches Zutun Erfolg gehabt hätte.

Die Gefahr sich zu verzetteln

Der zweite große Nachteil, der in die gleiche Richtung geht, ist die Gefahr, sich zu verzetteln und sich deshalb nirgends so richtig durchzusetzen. Wenn du ein Hans Dampf in allen Gassen werden willst, dann kann das ziemlich stressen.

Was tun?

Deshalb gilt es abzuwägen. Worauf fokussiere ich und was lasse ich erst einmal auf der Seite. Man muss ja nicht alle Einkommensströme auf einmal angehen, sondern kann sie nach und nach entwickeln. Durch die geschickte Kombination der Einkommensströme kann man leichter mehr Honorar erzielen. Beispielsweise ist die Kombination einer aktiven mit einer passiven Einkommensquelle günstig. Zum einen kannst du mit der passiven Einkommenserzielung sozusagen Ströme anzapfen, die du ansonsten aktiv schon bearbeitest. Zum anderen müssen passive Ströme oft nur eine Zeitlang angeschoben werden. Danach kannst du dich wieder auf deine aktiven Tätigkeiten fokussieren.  

Fazit:

Mit diesem Artikel möchte ich erreichen, den Begriff multiple stream income etwas zu systematisieren, Vor- und Nachteile aufzuzeigen und dir einen groben Überblick verschaffen, um deine eigene Kreativität anzuregen. Ich weiß, dass es einfacher erscheint, sich nur auf das zu konzentrieren, was am einfachsten zu erreichen ist. Das Vorstoßen in neue Tätigkeitsbereiche führt oft dazu, dass man seine „Komfortzone“ verlassen muss. Als Gewinn lockt jedoch die Möglichkeit, finanzielle Freiheit zu erlangen. Und die ist vor allem für Künstler auch sehr sehr kreativitätsfördernd.  

Traumkonto

Du willst Geld auf die Seite legen, es gelingt dir aber einfach nicht?

Dann starte doch einmal mit einem Traumkonto – ein Konto, auf dem du Geld sammelst, um deine ganz persönlichen Träume zu erfüllen.

Ein Traumkonto ist schnell eingerichtet. Du eröffnest einfach ein kostenfreies Unterkonto zu deinem Girokonto. Transferiere die ersten 10 €, 20 € oder 100 € direkt und schon geht es los.

Es ist viel leichter, Geld für einem Traumkonto zu sammeln, als für ein Steuerrücklagenkonto oder das Sicherheitskonto, denn mit dem Traumkonto ist natürlich das Glücksgefühl verbunden, endlich deine Träume erfüllen zu können.

Wie kommt Geld auf das Traumkonto?

Geldgeschenke sammeln

Ich selbst habe vor vielen, vielen Jahren ein Traumkonto eingerichtet und es war für mich der Einstieg wirklich konsequent Geld zur Seite zu legen. Ich habe auch einfach zunächst ein kostenfreies Unterkonto eröffnet und dann ein paar Euro darauf überwiesen. Der Plan war, möglichst viel verreisen zu können. Dann habe ich überlegt, wie ich Geld abzweigen kann, um das Konto zu befüllen. Zunächst war ich damals noch in der glücklichen Lage, dass ich von verschiedenen Verwandten noch immer Geldgeschenke bekommen habe. Diese flossen normalerweise einfach irgendwie in meine allgemeine Lebensführung ein. Mal ein bisschen besser Essen gehen, mal ein neues Kleid. Nachdem ich das Traumkonto eröffnet hatte, habe ich diese Beträge konsequent darauf einbezahlt, um dann auch sehen zu können, wo diese Geschenke hinfließen.

Flohmarkt, Ebay und Co.

Ein Traumkonto kann vieles bewegen. Ich habe dann begonnen, weiteres Geld zu suchen, um es auf das Konto einzubezahlen. Dabei hat bei mir eine unheimliche Aufräum- und Ausräummotivation eingesetzt. Ich habe alle Schränke nach Dingen abgesucht, die ich auf einem Flohmarkt verkaufen kann. Alternativ könnte man die Sachen auch auf Ebay einstellen. Ich habe alle Bücher, die ich entbehren konnte über Momox verkauft oder eben auch über den Flohmarkt. Die Schränke wurden leerer, das Haus ordentlicher und die Kasse voller.

Sparmonat mit viel Kreativität

Eine tolle Aktion war auch, dass ich einen Sparmonat ausgerufen habe und die ganze Familie tatsächlich mitgemacht hat. November, kurz vor Weihnachten. Es wurde ein herrlicher, kreativer, erfüllter Monat, der ansonsten vorwiegend grau ist. Wir hatten so viel Spaß leckere Rezepte aus unserem Vorratsschrank zu zaubern, den Tiefkühlschrank leerzuessen, zu basteln, im Wald spazieren zu gehen und Naturprodukte als Deko zu sammeln, den Adventskranz selbst zu binden, Plätzchen zu backen, Filmabende zu Hause zu veranstalten und Glühpunsch am Grill auf der Terrasse zu trinken. Gekauft wurde nur das Notwendigste. Ich bin mit einem Bruchteil meines sonstigen Budgets ausgekommen und habe den Rest auf mein Traumkonto verschoben. Herrlich. 

Unzählige weitere Methoden

Es gibt unzählige Methoden, das Traumkonto zu befüllen, je nach Geldbeutel. Beispielsweise könntest du:

  • Einen monatlichen Fixbetrag abzweigen.
  • Einen monatlichen prozentualen Betrag deiner Einnahmen auf das Traumkonto legen. Diese Methode motiviert unheimlich mehr Einkommen zu erzielen. Ein wunderbarer Nebeneffekt, der auch deinen anderen Rücklagekonten zu Gute kommt.  
  • Such dir einen kleinen oder größeren Nebenjob nur zu dem Zweck das Traumkonto zu befüllen.
  • Denk an mögliche Einnahmen aus Blutspenden, Plasmaspenden oder der Teilnahme an Forschungsstudien, etc.
  • Reduziere Impulskäufe und belohne dich damit, dass du das nicht ausgegebene Geld immer auf das Traumkonto überweist. Du wirst gar nicht glauben, die viel Geld man für unnötige Impulskäufe ausgibt. Impulskäufe werden meist nur aus dem Wunsch heraus getätigt, sich etwas Gutes zu tun. Weil man aber sonst gerade keine Idee hat, wie man sich sinnvoll verwöhnen könnte, kauft man etwas. Wenn man das Geld glücklichmachend auf das Traumkonto einzahlen kann, ist man damit langfristig sicher zufriedener, als mit den Impulskäufen, über die man sich zumeist bald nur ärgert.
  • Du kannst alle 2 € Stücke sammeln und sie auf das Traumkonto einbezahlen.
  • Faste einen Monat lang alle Restaurantbesuche und koche nur zu Hause.
  • Trinke eine bestimmte Zeit lang keinen Wein oder esse keine Süßigkeiten zugunsten des Traumkontos.
  • Lass das Auto einen Monat stehen und nutze öffentliche Verkehrsmittel oder geh zu Fuß. Die gesparten Benzinkosten kommen auf das Traumkonto.
  • Starte eine second hand challenge und kaufe alle neuen Winterklamotten für dich, den Partner und die Kinder nur second hand.
  • Kaufe keine Bücher, sondern nutze die Stadtbibliothek in deinem Ort oder gründe einen Lesezirkel.
  • Geh nicht ins Kino, sondern veranstalte Filmabende mit Snacks zu Hause.
  • Kündige den ungenutzten Fitnessclub.
  • Etc., etc., etc.

Keine Ausreden!

Und: eines ist auch ganz klar. Es geht für praktisch jeden Geldbeutel, egal, wie klein oder groß dein Einkommen ist. Das hat nur Einfluss auf die Höhe der Beträge, die auf das Traumkonto fließen, aber nicht auf das Traumkonto selbst.

Mit dem Traumkonto zum Glück  

Ein Traumkonto beflügelt das Vorhaben, deine Finanzen in den Griff zu bekommen ungemein. Wie?

Mehr Einnahmen

Wie oben schon ausgeführt, motiviert es sehr stark mehr Einkommen zu generieren, um das Konto befüllen zu können. Wenn du erst einmal angefangen hast, Geld auf einem Traumkonto zu sammeln, kommt vieles von ganz allein in Gang. Ganz einfach: weil ein Traumkonto zu haben Spaß macht und glücklich. Du wirst nach Aufträgen und Jobs suchen und sie auch finden, nur um mehr Liquidität für dein Traumkonto zur Verfügung zu haben.

Auch die anderen Rücklagen füllen sich leichter mit einem Traumkonto

Ein Traumkonto ist – geschickt eingesetzt – auch perfekt, um mehr Geld auf anderen Rücklagenkonten zu sammeln. Hast du zum Beispiel schon immer versucht dir eine Sicherheitsrücklage in Höhe von 3 bis 6 Monatsausgaben anzusparen, aber es hat dir immer die Motivation gefehlt? Dann mach es doch so, dass du zukünftig immer zunächst 50% der Beträge, die du zurücklegen kannst auf das Notfallkonto legst und 50% auf das Traumkonto (Achtung: Notfallkonto wird vor dem Traumkonto befüllt!). Schon hast du viel mehr Lust Geld zusätzlich zu generieren oder Ausgaben einzuschränken, weil ein bestimmter Teil davon auch auf das Traumkonto geht. Lege in diesem Fall aber zwei zusätzliche Unterkonten an. Eines für das Notfallkonto und eines für das Traumkonto. Sonst geht der Spaß schnell verloren, wenn das Traumkonto nicht wirklich ganz gesondert geführt wird.

Wichtig!

Verwende das Geld vom Traumkonto nur für deine Träume. Lieber legst du nur bescheidenere Beträge zurück und besparst zusätzlich die Notfallrücklage intensiver (zum Beispiel 75% Notfallreserve, 25% Traumkonto). Wenn du das Traumkonto letztlich doch nur dazu nutzt irgendwelche Haushaltslöcher zu stopfen, dann ist der Spaß schnell flöten.

Du hast keine Träume?

Dann wird es wirklich dringend notwendig in dich zu gehen und Schätze zu suchen und zu heben, sie dir einzugestehen. Und bedenke bei der Suche, dass auch finanzielle Freiheit und finanzielle Sicherheit Träume sein können.

c steve pb

Steuerrücklage für die Einkommensteuer richtig berechnen und bilden!

Dieses Thema beschäftigt viele meiner Mandanten und damit auch mich in letzter Zeit wieder sehr intensiv. In der Coronakrise zeigten die Finanzbehörden großes Entgegenkommen. Sie haben steuerliche Schulden zinslos gestundet und Vorauszahlungen ohne größere Ausführungen auf  
0 € herabgesetzt. Leider ist die steuerliche Rücklagenbildung bei vielen Selbständigen dadurch in Vergessenheit geraten. Das Problem ist nur: die Steuerzahlungen kommen auf jeden Fall. Deshalb ist es nun wieder höchste Zeit, in die steuerlichen Belange Ordnung zu bringen. Ich lege dir ans Herz einen ganz wichtigen Grundsatz für beruflichen Erfolg wieder strikt zu befolgen:

Bilde in dem Jahr die steuerliche Rücklage, in dem du das Einkommen erzielst!

Bilde also aus jedem Euro an Einnahmen gleich eine steuerliche Rücklage auf einem gesonderten Unterkonto.

Die Frage ist nur wie? In welcher Höhe ist die Steuerrücklage zu bilden? Dabei spreche ich hier nur von der Einkommensteuer und werde für die Umsatzsteuer einen gesonderten Artikel verfassen. Das Problem an der sachgerechten Bildung einer Steuerrücklage ist, dass sich die Einkommensteuer auf das zu versteuernde Einkommen berechnet und das ist immer so kompliziert zu ermitteln. So bist du schnell dazu verleitet, lieber keine richtige Steuerrücklage zu bilden, weil das eh zu kompliziert. Es wird irgendwie ein bisschen was zurückgelegt, was selten ausreicht. Außerdem besteht immer eine Unsicherheit, ob es reichen wird. Ich möchte dir hier ein Verfahren vorstellen, das dem Prinzip

keep it short and simple

entspricht. Dann besteht auch eine echte Chance, dass du die Rücklagenbildung wirklich durchziehst.

Relativ gleichbleibendes Einkommen?

Wenn du in der Regel ein relativ gleichbleibendes Einkommen erzielst, weil du beispielsweise fast ausschließlich Musikunterricht an eine bestimmte Anzahl von Schüler erteilst oder immer gegenüber den gleichen Auftraggebern tätig wirst, dann ist die Bildung der Steuerrücklage relativ einfach. Du greifst auf den Steuerbescheid des Vorjahres zurück, teilst die dort festgesetzte Steuerschuld durch zwölf und schon hast du den Betrag, den du monatlich deiner Steuerrücklage zuführen musst. Diesen Betrag transferierst du am 15. jeden Monats auf ein Unterkonto, das nur für Steuerzahlungen verwendet wird. Alle drei Monate (am 10.3., 10.6., 10.9. und 10.12. eines Jahres) ist die Steuervorauszahlung fällig. Rechtzeitig vor diesem Zeitpunkt transferierst du die Steuervorauszahlung vom Unterkonto auf das laufende Girokonto und lässt von dort die Einkommensteuervorauszahlung abbuchen.

Leider kommt es nur sehr selten vor, dass Selbständige ein gleichbleibendes Einkommen erzielen. Der Normalfall ist, dass die Aufträge von Selbständigen schwanken und damit auch die Steuerschuld.

Schwankendes Einkommen?

Bilde die Steuerrücklage auf Basis der Einnahmen

Naturgemäß wird diese Form der Rücklagenbildung die tatsächliche Steuerschuld nicht genau treffen, aber sie hat den Vorteil, dass sie relativ übersichtlich für dich ist. Diese Berechnung der Steuerrücklage eignet sich nur für die Soloselbständigen, die bis auf ein paar allgemeine Kosten (Telefon, Bürobedarf, Werbung, Reisen, Arbeitszimmer bis 1.250€) praktisch keine Kosten haben. Davon gibt es aber sehr viele, wie sich gerade im Rahmen der Beantragung der Coronazuschüsse erwiesen hat.

Für die nachfolgende Tabelle gehe ich davon aus, dass du nur Einnahmen aus selbständiger Tätigkeit hast. Deine gesamte Steuerschuld musst du selbst zurücklegen und über Steuervorauszahlungen an das Finanzamt abführen. In diesem Fall bildest du aus  jedem Euro den du einnimmst eine Rücklage zu einem bestimmten %-Satz.

Wende diese %-Sätze an:

EINNAHMENEinkommensteuerrücklage in %Kirchensteuerpflichtig? Zusätzlich
Bis 11.000 €0 
Bis 22.000 €11%1%
Bis 33.000 €17%1,5%
Bis 44.000 €21%2%
Bis 55.000 €25%2 %
Bis 66.000 €27%3%
Bis 77.000 €30%3%
Bis 100.000 €32%3%

Bei dieser Art der Steuerrückstellung legst du immer direkt von jeder Einnahme, die reinkommt den entsprechenden Prozentsatz zur Seite. Wenn du also mit Einnahmen in Höhe von 33.000 € für das Jahr rechnest, legst du schon für die erste Einnahme von beispielsweise 1.000 € im Januar 170 € für die Einkommensteuer zurück. Nur so kann es funktionieren.

Überraschende Einnahmen im laufenden Jahr: Was tun bei der Steuerrücklage?

Wenn du im Laufe des Jahres feststellst, dass du glücklicherweise wohl doch eher 44.000 € einnehmen wirst, musst du die bislang zu wenig zurückgelegte Steuer mit der nächsten Einnahme nachholen. Beispielsweise hast du bis Juli gedacht, dass du in diesem Jahr nur 33.000 € einnehmen wirst. Bis Juni hast du 20.000 € eingenommen. Als Rücklage hast du entsprechend richtigerweise bislang 3.400 € gebildet. Nun kommt überraschend eine größere Einnahme von 5.000 € und du musst/darfst deine Einnahmenprognose auf 44.000 € für das laufende Jahr erhöhen. In diesem Fall hättest du für die ersten 20.000 € schon 4.200 € zurücklegen müssen. Es fehlen als 800 € in der bisherigen Steuerrücklage. Für die aktuellen Einnahmen von 5.000 € musst du zusätzlich noch 21% zurücklagen, also 1.050 €. Insgesamt musst du also 1.850 € von den 5.000 € der Steuerrücklage zuführen. Ja, das ist schmerzhaft. Aber genau das wird das Finanzamt von dir fordern. Grund dafür ist der progressive Steuertarif.

Steuerrücklage, wenn du die selbständigen Einkünfte nur im Nebenberuf erzielst?

Erzielst du vor allem oder auch Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, dann sind diese Einkünfte schon der Lohnsteuer unterworfen. Du musst dafür nicht noch einmal eine Steuerrücklage bilden. Für die nebenberuflichen Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit musst du aber dennoch Geld für die anfallenden Steuern zurücklegen. Hier empfehle ich dir folgende Berechnungsweise:

%-Satz bei nebenberuflichen selbständigen Einkünften

Gehalt Einnahmen aus selbständiger TätigkeitEinkommensteuerKirchensteuer
10.000 €11.000 €11%1%
10.000 €22.000 €17%1,5%
10.000 €33.000 €21%2%
10.000 €44.000 €25%2%
    
20.000 €11.000 €17%1,5%
20.000 €22.000 €21%2%
20.000 €33.000 €25%2%
20.000 €44.000 €27%3%
    
30.000 €11.000 €21%2%
30.000 €22.000 €25%2%
30.000 €33.000 €27%3%
30.000 €44.000 €35%3%
    
40.000 €11.000 €25%2%
40.000 €22.000 €27%3%
40.000 €33.000 €35%3%
40.000 €44.000 €40%3%

Sofern dein Gehalt 50.000 € erreicht empfehle ich dir für jeden zusätzlich eingenommenen Euro 42% an Steuerrücklage zu bilden. Beschwerden bitte ans Finanzministerium und nicht an mich.

Bei den von mir vorgeschlagenen Rücklagensätzen gibt es ein paar Unschärfen, aber es handelt sich hier ja auch nur um eine Rücklage, die nur die ungefähre Steuerschuld abbilden soll. Besser ist es auch, wenn die Steuerrücklage eher etwas zu hoch ist als zu niedrig. Sie sollte aber nicht so hoch sein, dass sie dir praktisch die Luft abschnürt. Ich denke, mit den von mir errechneten Prozentsätzen solltet ihr relativ gut in diesem Rahmen liegen. Probiert es mal aus und gebt mir bitte Rückmeldung, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt.

Was tun, wenn du relativ hohe und/oder relativ schwankende Betriebsausgaben hast?

Die in obigen Beispielen von mir errechneten Prozentsätze berücksichtigen nur geringe Betriebsausgaben. Es hat sich in meiner Praxis gezeigt, dass es eine große Anzahl von Soloselbständigen gibt, die im Prinzip nur sehr wenige Betriebsausgaben vorweisen können. Solltest du für die Erzielung deiner Einnahmen erhebliche Ausgaben aufwenden, weil du zum Beispiel etwas produzierst, dann sind diese Prozentsätze für die Steuerrücklage zu hoch. In diesem Fall bleibt dir nichts anderes übrig, als in einer richtigen Finanzplanung den voraussichtlichen Gewinn zu ermitteln und daraus das zu versteuernde Einkommen abzuleiten.

Wie berechnest du die Steuerrücklage beim Splittingtarif?

Um die Sache einfach zu halten, berechnet jeder für sich die Steuerrücklage nach obigem Schema. Nur wenn einer viel verdient und der andere sehr wenig, dann addiert ihr alle Einnahmen zusammen und teilt sie durch zwei. Den sich für dieses Einkommen ergebende Prozentsatz wendet ihr auf jede Einnahme aus selbständiger Tätigkeit an.

Die Steuerrücklagen sind dir zu hoch!

Eine Steuerbelastung von 42% (plus gegebenenfalls Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) ist dir zu hoch, dann solltest du überlegen, dein Unternehmen als GmbH oder Unternehmergesellschaft (UG) zu führen. Dies ist jedoch nur dann wirklich sinnvoll, wenn du das Geld oder zumindest einen Teil der Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit nicht für deine laufenden Lebenshaltungskosten benötigst. Eine gewerblich tätige GmbH oder UG unterliegt einer Gesamtsteuerbelastung von ungefähr 30%, also deutlich weniger. Das gilt aber nur dann, wenn der Gewinn in der Kapitalgesellschaft verbleibt. Sofern du deinen Einnahmenüberschuss zur Finanzierung deiner Lebenshaltungskosten über ein Gehalt entnehmen musst, bleibt es bei oben angeführten Einkommensteuersätzen.